Ostern am Edersee
Die Wettervorhersage: stark bewölkt, viel Regen, Temperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt, verspricht nichts Gutes. Doch wir haben ja vorgesorgt. Da man so früh im Jahr nicht unbedingt mit gutem Wetter rechnen kann, werden wir nicht im Freien übernachten, sondern in einer Jugendherberge, um uns zwischendurch wieder trocknen und aufwärmen zu können.
Langschläfer aufgewacht! schon recht früh am Karfreitag setzt sich unsere kleine Kolonne mit Autos und Booten in Bewegung. 10 Leute trotzen dem schlechten Wetter und wollen heute einen Teil der Eder oberhalb des Edersees befahren. Einsatzstelle ist in Viermünden unterhalb eines Wehres. Bei guter Strömung geht es über viele Kiesbankschwälle Richtung Edersee. Teilweise ist der Wasserstand schon recht knapp, denn unsere 2er Canadiermanschaft muß ganz schön aufpassen, um nicht allzuoft auf den so zahlreichen Steinen aufzulaufen. Ein prüfender Blick an der Mündung der Orke bei Ederbringhausen zeigt uns, daß eine sinnvolle Befahrung dieses Flüßchens bei diesem Wasserstand nicht möglich ist. Im allgemeinen reicht jedoch der Wasserstand der oberen Eder und seiner Nebenflüsse bis Ostern und länger für eine Befahrung aus. In diesem Jahr war jedoch durch das sehr früh einsetzende Tauwetter, das meiste Wasser schnell abgelaufen.
In Herzhausen sind wir am Ende des Edersees angelangt. Bedingt durch die Reparaturarbeiten an der Sperrmauer, ist der Wasserspiegel um einige Meter abgesenkt worden. Das bedeutet für uns, daß wir noch einige Kilometer bis zum Jugendzeltplatz von Herzhausen bei mäßiger Strömung in dem ursprünglichem Flußbett der Eder paddeln können. Bis zur Jugendherberge Hohe Fahrt sind es dann nur noch wenige Kilometer, die ohne Strömung auf dem Edersee gepaddelt werden müssen.
In der Jugendherberge angekommen, beziehen wir erst einmal unsere Zimmer. Wir haben ein extra -(Klasse)-Haus für uns alleine bekommen. Super- Komfort mit Dusche, Heizung, Blick auf den Edersee und weit ab von den strengen Augen des Herbergsvaters. Nach einer Stärkung beim Abendbrot, sehen wir einen interessanten Lichtbildervortrag über eine 10tägige Skiwanderung durch die Fjälls von Schwedisch Lappland, die Bernd mit 2 Freunden in diesem Frühjahr unternommen hat. Stahlblauer Himmel, glitzernde Schneemassen und die weiße Einsamkeit Lapplands lassen uns auf diesen „richtigen Winter“ neidisch werden. Doch in der warmen Stube vergißt man auch schnell, daß zu einem solchen Unternehmen auch Mut und Ausdauer gehören, denn Schneestürme, Minustemperaturen und viele andere Strapazen gehörten ebenfalls zu der Tour.
Am kommenden Morgen sind wir wieder früh auf den Beinen, um noch was vom Frühstück zu ergattern und den Küchendienst zu schieben. Das Wetter ist noch schlechter geworden, es regnet fast ununterbrochen. Wir wollen heute nicht so lange paddeln und beschließen daher, eine Rundfahrt auf dem Edersee zu machen. Unsere Paddeltour führt uns zu einer Insel bei Bringhausen, wo wir eine kurze Vesperpause einlegen. Auf dem Rückweg zur Jugendherberge haben wir mit starkem Gegenwind zu kämpfen, Regen- und Spritzwasser haben uns bald total durchnäßt. Vor allem die Jüngeren unter uns kommen ziemlich geschafft und durchgefroren in der Jugendherberge an. Aber nach einer heißen Dusche und einer kräftigen Erbsensuppe sieht die Welt schon wieder freundlicher aus.
Gegen Abend hört es auf zu regnen. Wir beschließen daher eine Wanderung nach Basdorf zu machen, da dort ein Osterfeuer gezündet werden soll. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir die Feuerstelle. Eine riesige sauber geschichtete Holzpyramide wird gerade gezündet. Im Nu steht der Holzstoß in Flammen. Ringsherum sind noch weitere Feuer weithin sichtbar. Der 2jährige Dimitri bekommt vor Staunen kaum den Mund wieder zu. Nach kurzer Zeit nimmt das Feuer solche Ausmaße an, daß man nur in großem Abstand die Strahlungshitze ertragen kann. Den wieder einsetzenden Regen nehmen wir kaum wahr, da er sofort verdunstet. Nach gut 2 Stunden ist das Feuer schon fast abgebrannt, und wir machen uns auf den Heimweg. Es ist stockdunkel und keiner hat eine Taschenlampe dabei. Der Weg führt mitten durch den Wald. Nach einigen Gruselgeschichten bekommen nicht nur unsere Jüngsten Herzklopfen. Als dann auch noch einer von uns fehlt, sind auch die letzten „tapferen Helden“ plötzlich ganz still. Und erschrecken sich furchtbar, als der „Verlorengegangene“ plötzlich scheinbar aus dem Nichts zwischen uns steht. Kurz vor Mitternacht erreichen wir die Jugendherberge und alle fallen totmüde in die Betten.
Am folgenden Morgen schlafen wir etwas länger. Dimitri muß erst seine Ostereier suchen, dann geht es nach dem Frühstück mit unseren Autos und Booten nach Hatzfeld. Das Wetter ist freundlicher geworden, es scheint sogar die Sonne! Vor ca. 7 Wochen waren wir schon einmal hier, um von Raumland bis Hatzfeld anzupaddeln. Heute wollen wir die Strecke bis Dodenau weiterpaddeln. Es wird eine tolle Kanutour. Die schöne Landschaft, sauberes Wasser, gute Strömung und viele fahrbare Wehre sorgen für gute Laune. Unser Jüngster, Markus, fährt sein erstes Wehr und ist danach kaum noch zu bremsen. Am späten Nachmittag erreichen wir Dodenau. Eine Weiterfahrt ist nicht möglich, da die folgende Strecke bis Auhammer Naturschutzgebiet ist. Die Durchfahrt auf dieser Strecke ist verboten.
Der Rest des Abends in der Jugendherberge steht allen zur freien Verfügung. Es gibt Zahnpasta auf Türklinken, Reißzwecken und Wasserbomben in Betten, sowie verzweifelte Schreie aus Kleiderspinden, aber schon recht frühzeitig liegen unsere „Helden“ in den Betten, um sich nach einem erlebnisreichen Tag auszuruhen.
Am Ostermontag, unserm letzten Tag, schallt schon um 7 Uhr der Weckruf durch die Flure. Großreinemachen ist angesagt. Mit vereinten Kräften sind wir gegen 10 Uhr fertig und haben auch gefrühstückt. Heute wollen wir nicht paddeln, sondern wandern und zwar vom Edersee nach Hause. Auf dem Herkules- Wanderweg laufen wir im Wald bis nach Naumburg, wandern dort an einem Naturschutzgebiet vorbei über Felder und Wiesen Richtung Heimat. Müde aber stolz über die erbrachte Leistung, es waren immerhin 25 Kilometer, erreichen wir gegen 16.00 Uhr unser Ziel. Manch einer hat jetzt nicht nur Blasen an den Händen, sondern auch an den Füßen. Ein besonderes Lob geht an unseren Jüngsten, Markus, der nach seinen tollen Wehrfahrten auch diese anstrengende Tour geschafft hat. Zur Belohnung wartet zu Hause eine kräftige Bohnensuppe mit Zwiebelkuchen auf uns.