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11
Okt

Herbstfahrt an die Otava

Im Herbst zieht es die Freien Kanu-Sportler in die Ferne zu neuen Abenteuern. Wie schon im vergangenen
Jahr, geht es wieder in den Böhmerwald. Die Otava mit ihren vielen Stromschnellen ist unser Ziel. Es kann
zwar in dieser Zeit schon recht kalt werden, aber dafür werden wir mit herrlichen Herbststimmungsbildern
mehr als genug entschädigt. In Punkto Übernachtung haben wir vorgesorgt. Wir wohnen in einem Haus in
Rejstejn und haben dort eine ganze Etage für uns allein. Einige von uns hatten schon in den Sommerferien
mit diesem schönen Fluß und der herrlichen Gegend Bekanntschaft geschlossen. (Wir berichteten darüber).
Von diesen Erfahrungen konnten jetzt alle profitieren.
An unserem Anreisetag regnet es. Am Grenzübergang, wir sind immerhin über 1000 m NN,
schneit es sogar. Die Straßen sind aber frei. Wir kommen mit unserem Bootsanhänger gut durch.
An unserem ersten Tag durchwandern wir die Vydraschlucht mit ihren vielen Felsen und
Stromschnellen, ein beeindruckendes Flußbett mit großen Steinblöcken und Kaskaden. Weil die Vydra
durch ein Torfmoor fließt, ist ihr Wasser braungefärbt. Der Granit ist hier hell, stellenweise in verschiedenen
Felsformationen verwittert. Im unteren Teil des Tales tritt Gneis heraus. Das Vydra-Flußgebiet ist
verhältnismäßig jung (Tertiär- Quartär). Im Vydra-Gebiet leben der Fischotter, der Flußeisvogel und jetzt
auch der hier ausgesetzte Luchs.
Unseren Wildwasserfahrern kribbelt es schon in den „Paddelfingern“, denn der Wasserstand ist
durch die vergangenen Schneefälle stark angestiegen. Eine Befahrung scheint möglich, obwohl einige
Abfälle nur durch mühseliges Umtragen zu bewältigen sind. Die gesamte Strecke ist durchgängig WW IV
und schwieriger.
Am Ende der Vydra teilt sich unsere Gruppe auf. Unsere Wildwasserexperten wollen natürlich
paddeln. Der Rest wandert weiter durch das Tal der Otava nach Rejstejn (Unterreichenstein).
Rejstejn iiegt ca 15 km südlich von Susice, im Tal der Otava an der Mündung der Losenice. Den
Anstoß für die Gründung von Rejstejn gab die Goldwäscherei. In der Umgebung wurde ebenfalls Gold in
Gruben gefördert. 1584 wurde Rejstejn zur Stadt erhoben. Im 17. Jahrhundert wurden die verfallenden
Gruben durch Glaserzeugung ersetzt. 1836 wurde in Rejstejn eine Glashütte errichtet (Klostermühle). Von
1878 bis 1908 war sie in Österreich-Ungarn die bedeutendste Glashütte für die Produktion von farbigem
Glas. Heute ist Rejstejn ein kleiner verträumter Ort mit einer urigen Dorfbevölkerung und einem schönen
Ferienlager, vorzüglich geeignet als Ausgangspunkt für Wanderungen per Pedes oder Boot.
Zum „Einfahren“ beschließen unsere Wildwasserfahrer, erst einmal die normale
Wildwasserstrecke auf der Otava zu befahren. Die Strecke Cenkova Pila bis Rejstejn ist bei diesem
Wasserstand teilweise WW III. Total ausgekühlt kommen unsere „Experten“ nach knapp einer Stunde in
Rejstejn an und verspüren keine Lust mehr, die noch kältere Vydra zu befahren.
Nach diesem sportlichen Auftakt unserer Fahrt, beschließen wir am folgenden Tag uns etwas in
dem mittelalterlichem Städtchen Cesky Krumlov umzusehen.
Cesky Krumlov (Krumau), heute eine Kreisstadt, wurde 1274 gegründet. Schon ein halbes
Jahrhundert davor wurde auf dem Felsen über der Moldau eine Burg gebaut, die vor allem durch die späteren
Besitzer, die Rozmberks, bekannt wurde. Seit dem 14. Jahrhundert wurde die Stadt zum Zentrum der
Herrschaft dieser Dynastie. Hier blühte der Handel und das Handwerk. In den Jahren 1394 und 1402 hielten
die Rozmberks sogar den König gefangen. Die großzügig angelegte Burg mit drei Höfen und fast dreihundert
Zimmern gehört zu den schönsten in Böhmen. Sie ist die zweitgrößte nach der Prager Burg. Die Stadt wird
von Fachleuten den bedeutesten urbanen Denkmälern in Europa zugeordnet. Sie ist ein städtisches
Denkmalreservat unter dem Schutz der UNESCO.
Vollbepackt mit Reiseandenken und Geschenken für die Daheimgebliebenen, sowie einigen
neuen Booten, geht es abends wieder in Richtung Rejstejn.
Der nächste Tag ist wieder fürs Paddeln reserviert. Vor allem unsere WW-Fahrer sind schon sehr
auf die Vydra gespannt, sowie die Jüngsten unter uns auf ihre neu erworbenen Boote. Leider werden die
ersteren enttäuscht, denn der Wasserstand ist so stark gefallen daß eine Befahrung der Vydra nicht mehr
möglich ist. Wir fahren daher die altbekannte Strecke auf der Otava, die „Spezialisten“ von oben und die
„Anfänger“ von weiter unten, dort wo die Schwierigkeiten nachlassen. Außer einigen Kratzern an den Booten
kommen wir alle gut durch.

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